Im heutigen Beitrag von KRISENSICHER – dem Blog rund um Organisationale Resilienz in der Polykrise berichtet Rico Kerstan über sein Podcast-Gespräch bei den „KrisenHacks“ mit dem Kriminalwissenschaftler und Professor André Schulz von der NBS Northern Business School in Hamburg.

Unsere Profession ist nicht nur sehr breit aufgestellt. Sie ist auch von der Ausbildung und beruflichen Herkunft der Kolleginnen und Kollegen sehr divers. Die Menschen, die in Sicherheitsabteilungen von Konzernen, als Informationssicherheitsbeauftragte bei Behörden oder als Krisenmanagementberater arbeiten, bringen die unterschiedlichsten beruflichen Vorerfahrungen mit.

Viele haben einen militärischen Hintergrund. Manche waren vorher uniformierte Polizisten oder Kriminalbeamte. Auch andere so genannte Blaulichtorganisationen wie Feuerwehr oder THW steuern Leute zur Profession rund um Sicherheit und Krise bei.

Und natürlich nicht zu vergessen: Auch ehemalige Nachrichendienstler finden sich in der Szene. Gerade wenn es um den Bereich Cybersecurity geht, kommt natürlich noch mancher ITler dazu. Und in der Krisenkommunikation haben viele einen Hintergrund in der Unternehmenskommunikation.

 

Das Bild unserer Profession wandelt sich

 

Alle diese Ursprungsberufe befähigen Menschen, Sicherheit für Unternehmen und Institutionen zu produzieren, indem sie sich darum kümmern, eine Organisation präventiv widerstandsfähig zu machen. Sie bringen aus ihren Erstberufen das Wissen und die Erfahrung mit, um Prozesse und Strukturen so zu gestalten, dass Organisationen weniger anfällig gegenüber Krisen sind, also krisenresilienter werden.

Sie bringen aber auch Kenntnisse und Erfahrungen mit ein, die helfen, in einer Krise schnell und sachgerecht zu reagieren. Sie beherrschen die Methoden, die beispielsweise dazu dienen, in einer unsicheren Informationslage und unter Druck schnell Entscheidungen zu treffen. Diese Fähigkeiten sind es, die die bunte Truppe der Sicherheitsexperten und Krisenmanager vereint.

Seit einigen Jahren wandelt sich das Bild unserer Profession allerdings ein wenig. Es ist noch bunter geworden. Zu dem traditionellen Quellen, aus denen sich die Szene bisher speiste, ist als eine weitere der Direkteinstieg dazu gekommen. Seit einigen Jahren bieten immer mehr staatliche und private Hochschulen Bachelor-Studiengänge an, die den Einstieg in unsere Branche ermöglichen.

 

Profession wird jünger

 

Diese Studiengänge befähigen junge Menschen, theoretisches und praktisches Fachwissen im Bereich Sicherheits- und Krisenmanagement zu erwerben, ohne zuvor einen langen Marsch durch Bundeswehr, Polizei, Feuerwehr oder Nachrichtendiensten vollzogen zu haben. Gleich nach dem Abitur und drei Jahren  Studium direkt rein in unser Metier. Perfekt!

Der Direkteinstieg durch das Fachstudium führt dazu, dass sich auch unsere Profession ändert: Sie wird jünger und sie besteht mehr und mehr aus Generalisten. Denn: Ein solcher Studiengang ist inhaltlich breit aufgestellt.

Ein gutes Beispiel ist der Bachelor-Studiengang Sicherheitsmanagement an der NBS Northern Business School in Hamburg. Neben Grundlagen der Betriebswirtschaft oder Führung und Management stehen auf dem Lehrplan: Recht für Sicherheitsmanager, Sicherheitsaufgaben und -technik, Informationssicherheit, Compliance und Risk Management, Krisen- und Notfallmanagement, Resilienzmanagement und Bevölkerungsschutz sowie Einsatztraining.

 

Sicherheitsmanager brauchen Wissen aus Kriminalwissenschaft

 

Ein wichtiges Ausbildungsfeld bilden zudem Grundlagen der Kriminalwissenschaften sowie Fragen rund um Wirtschaftskriminalität, um Eigentums- und Vermögensdelikte und um Gewaltkriminalität. Diese Fächer unterrichtet an der NBS Professor André Schulz.

Mit dem ehemaligen Kriminalpolizisten und jetzigem Professor spreche ich in der neuesten Ausgabe meiner „KrisenHacks“.  Zu dem zweiwöchentlichen Podcast lade ich mir immer interessante Menschen aus unserer Szene ein, die wirklich etwas zu erzählen haben.

Und die Ausführungen von André Schulz sind wirklich sehr interessant: Sie machen noch einmal deutlich, wie wichtig es ist, dass sich Sicherheitsmanager, die sich später einmal um die Sicherheit von Unternehmen kümmern sollen, auch intensiv mit Kriminalwissenschaft und Kriminalistik auseinandersetzen.

 

Sich in die Köpfe von Kriminellen hineinversetzen können

 

Denn beide Fächer bieten ein unverzichtbares Werkzeug für wirkungsvolles Sicherheitsmanagement: Um ein Unternehmen zu schützen, muss man die Denkweisen und Methoden hinter kriminellen Handlungen verstehen. Nur so kann man entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen. Wer effektive Präventionsstrategien entwickeln möchte, muss in der Lage sein, komplexe Sicherheitsrisiken zu analysieren.

Mit anderen Worten: Man muss sich in die Köpfe von Kriminellen hineinversetzen können, denken wie sie, dem Verbrechen auf der Spur sein. Erst wenn man das kann, kann man auch die Handlungen des Kriminellen antizipieren. Und nur wer Gefahren und Krisen antizipieren kann, kann ein Unternehmen auch krisenresilient machen, indem sie oder er die Widerstandsfähigkeit gegen Verbrechen erhöht.

Krisenresilienz sehen wir, die Macher dieses Blogs KRISENSICHER, als ein Schlüsselkonzept des Sicherheits- und Krisenmanagements der Zukunft an. Nur wer in der Lage ist, Unternehmen mit dem Ansatz Organisationaler Resilienz und Gesellschaften mit dem Ansatz gesamtgesellschaftlicher Resilienz widerstandsstark gegenüber Krisen zu machen, nur der versteht sein Handwerk wirklich.

 

Bei Cyber-Attacken auf Unternehmen vermischen sich Ebenen

 

Und eine Ursache von Krisen für Unternehmen können eben ganz schnöde kriminelle Handlungen sein. Und noch weiter: Gerade bei den derzeit stark zunehmenden Cyber-Attacken auf Unternehmen und auch Behörden im Bereich der Kritischen Infrastruktur vermischen sich zudem noch die Ebenen der Organisationalen Resilienz mit denen der gesamtstaatlichen Resilienz.

Motiviert und initiiert werden solche Angriffe von staatlichen Akteuren. Ausgeführt werden sie dagegen von Kriminellen, die sich aus der Verschlüsselung von Daten und der anschließenden Erpressung, die Daten nur gegen hohe Lösegeldforderungen frei zu geben, große Profite versprechen.

Wenn dadurch wiederum Unternehmen und Behörden im Bereich der Kritischen Infrastruktur so in Mitleidenschaft gezogen werden, dass es gesamtgesellschaftliche Instabilität verursacht, dann wird die Gesamtlage hochkomplex. Um da im Detail durchzublicken, braucht es eben kriminalwissenschaftlicher und kriminalistischer Kompetenzen auch für Sicherheitsmanager von Unternehmen.

Weitere Ausführungen zur Bedeutung von kriminalistischem und kriminalwissenschaftlichem Wissen zur Herstellung von Krisenresilienz gibt es in meinem Podcast-Interview mit Professor André Schulz unter https://krisen-hacks.podigee.io/7-mit-wissenschaft-dem.-verbrechen-auf-der-spur-mit-prof-dr-andre-schulz

Rico Kerstan ist der Gründer und Geschäftsführer der KR Krisensicher Risikoberatung GmbH. Im Blog KRISENSICHER schreibt er unter anderem über Krisenmanagement, Cybersecurity, Informationssicherheit und die Arbeit in Krisenstäben.

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